Dienstag, Juli 14, 2009

Die Matrikel der Estländischen Ritterschaft

Nachdem König Waldemar II. von Dänemark im Sommer 1219 die Landschaften Harrien und Wierland im Norden Estlands erobert hatte, belehnte er seine Vasallen mit dem Land, das sie zu verwalten und gegen äußere Mächte zu verteidigen hatten. Der Liber Census Daniae von 1241 nennt 114 harrisch-wierische Vasallen, von denen der größte Teil aus norddeutschen Landschaften stammte und die sich zur Harrisch-Wierischen Ritterschaft zusammenschlossen.

Im Herbst 1346 verkaufte König Waldemar IV. sein „Herzogtum Estland“ dem Deutschen Orden, der über die südestnische Landschaft Jerwen bereits gebot. Dagegen gehörte die westestnische Landschaft Wiek zum Bistum Oesel. Nach dem Zusammen­bruch der Herrschaft des Deutschen Ordens unterwarfen sich im Sommer 1561 die Harrisch-Wierische Ritterschaft und die Ordensvasallen in Jerwen dem König Erik XIV. von Schweden, der ihre Privilegien bestätigte. Im Sommer 1584 folgte die Wiek, als König Johann III. die vier Landschaften Harrien, Wierland, Jerwen und Wiek in einem Fürstentum zusammenschloß. Seitdem besteht die Estländische Ritterschaft als Einheit.

Ursprünglich gehörte jeder mit einem Rittergut Belehnte zur Ritterschaft. Als jedoch die schwedischen Könige damit begannen, nichtadeligen Söldnerführern Güter in Estland zu geben, und als auch Revaler und Narwaer Bürger ihr Vermögen in Rittergütern anlegten, erwuchs der Ritterschaft die Notwendigkeit, sich von diesen abzugrenzen und eine Matrikel zu schaffen. In Kurland bestand eine solche seit 1620 und in Schweden seit 1625. Die 1648 erwirkte Erlaubnis der Königin Christina zur Anlegung einer Matrikel der Estländischen Ritterschaft wurde jedoch nicht umgesetzt, nachdem die Königin und ihre Nachfolger die meisten jener Söldnerführer und Bürger in den Adelsstand erhoben.

Erst als Peter der Große nach der Eroberung Estlands 1710 die bisherigen Privilegien der Estländischen Ritterschaft bestätigt hatte, wurde erneut die Schaffung einer Matrikel betrieben. Die Vorarbeiten begannen im Januar 1729, die Eintragungen erfolgten ab 1745, und insgesamt wurden seitdem 308 Geschlechter immatrikuliert. Davon bestehen die folgenden 179 noch:

Geschlechtsregister

1. Aderkas
2. Adlerberg
3. Åkerman
4. Albedyll
5. Anrep
6. Antropoff
7. Arnold
8. Arpshofen
9. Arronet
10. Baer v.Huthorn
11. Baggehufwudt
12. Baranoff
13. Barclay de Tolly-Weymarn
14. Barlöwen
15. Baumgarten
16. Behr
17. Bellingshausen
18. Below
19. Benckendorff
20. Berends
21. Berg a.d.H. Kandel
22. Berg a.d.H. Kattentack
23. Bielsky
24. Bistram
25. Bock a.d.H. Lachmes
26. Bock a.d.H. Suddenbach
27. Bodisco
28. Brandt
29. Brasch
30. Bremen
31. Brevern
32. Broel gen.Plater
33. Broemsen
34. Bruemmer
35. Budberg
36. Bunge
37. Buxhoeveden
38. Clapier de Colongue
39. Clodt v.Jürgensburg
40. Cube
41. Dehn
42. Dellingshausen
43. Delwig
44. Derfelden
45. Ditmar
46. Drenteln
47. Dücker
48. Engelhardt
49. Essen
50. Fersen
51. Fock
52. Friederici
53. Gernet
54. Gersdorff
55. Girard de Soucanton
56. Glasenapp
57. Gortschakow
58. Grabbe
59. Gruenewaldt
60. Güldenstubbe
61. Hagemeister
62. Hagmann
63. Hahn
64. Handtwig
65. Harpe
66. Hastfer
67. Helffreich
68. Heyden
69. Hirschheydt
70. Hoerschelmann
71. Howen
72. Hoyningen gen.Huene
73. Hueck
74. Hunnius
75. Igelstroem
76. Kaulbars
77. Keller
78. Keyserling
79. Klopmann
80. Knorring
81. Korff
82. Koskull
83. Kotzebue
84. Krause
85. Kruedener
86. Krusenstiern
87. Kügelgen
88. Kursell
89. Lilienfeld
90. Lode
91. Löwenstern
92. Löwis of Menar
93. Lohmann
94. Lueder
95. Lüders-Weymarn
96. Lütke
97. Manderstjerna
98. Manteuffel
99. Maydell
100. Mellin
101. Meyendorff
102. Mickwitz
103. Mohrenschildt
104. zur Mühlen
105. Mühlendahl
106. Nasackin
107. Neff
108. Nieroth
109. Nolcken
110. Nottbeck
111. Osten gen.Sacken
112. Pahlen
113. Patkul
114. Peetz
115. Pilar v.Pilchau
116. Pistohlkors
117. Ramm
118. Rausch v.Traubenberg
119. Rehbinder
120. Rehekampff
121. Rehren
122. Rennenkampff
123. Renteln
124. Reutern
125. Ribeaupierre
126. Richter
127. Roenne
128. Rosen (rote)
129. Roten (weiße)
130. Rosenbach
131. Ruckteschell
132. Saltza
133. Samson-Himmelstjerna
134. Scharenberg
135. Schilling
136. Schlippenbach
137. Schonert
138. Schubert
139. Schulmann
140. Seidlitz a.d.H. Söttküll
141. Seidlitz a.d.H. Waetz
142. Sievers
143. Simolin
144. Sivers
145. Staal
146. Stackelberg
147. Stael v.Holstein
148. Steinheil
149. Stenbock
150. Stjernhjelm
151. Straelborn
152. Strandmann
153. Stromberg
154. Stryk
155. Taube
156. Tideböhl
157. Tiesenhausen
158. Toll
159. Totleben
160. la Trobe
161. Uexküll
162. Ulrich
163. Ungern-Sternberg
164. Veh
165. Vietinghoff
166. Wachtmeister
167. Wahl
168. Weiß
169. Wendrich
170. Wetter-Rosenthal
171. Weymarn
172. Wistinghausen
173. Wolff
174. Wolffeldt
175. Wolkonski
176. Wrangell
177. Wrede
178. Zoege v.Manteuffel
179. Zubow

Im Geschlechtsregister wird jeder ehelich geborene Nachkomme des adeligen Vaters und sein Ehepartner, d.h. nicht jedoch Namensträger durch Adoption oder andere juristische Übertragungsformen, mit folgenden Daten geführt:

Name, Vornamen Geburtsort und -datum Konfession (wenn nicht evangelisch) Beruf, akad. Titel, Dienststellung bzw. Dienstgrad oder -bezeichnung Ort und Datum der Eheschließung ggf. Ort und Datum der Scheidung ggf. Sterbeort und -datum.

Bei eingeheirateten Ehefrauen zusätzlich: Vorname und Beruf des Vaters, Vorname und Geburtsname der Mutter.

Der Genealoge betont ausdrücklich, daß diese Art der Aufzeichnung das heute geltende öffentliche Namensrecht nicht berührt, vielmehr lediglich die Zugehörigkeit zum historischen Adel auf privatrechtlicher Grundlage nach adelsrechtlichen Gesichtspunkten in genealogischer Form feststellt.

Um jeweils ein vollständiges und aktuelles genealogisches Bild einer Familie zu haben, ist die Übermittlung aller oben angeführten personenbezogenen Daten an den Ritterschaftsgenealogen erforderlich. Dies erleichtert die vorbereitenden Arbeiten zur Veröffentlichung im GHdA erheblich.

Deshalb ergeht hier die herzliche Bitte:

Teilen Sie dem Genealogen alle oben angeführten familiären Angaben mit und übersenden Sie ihm stets ein Exemplar Ihrer gedruckten Familienanzeigen - besser noch eine Kopie der entsprechenden Urkunde. Darüber hinaus sind für das Archiv des Ritterschaftsgenealogen Mitteilungsblätter der Familienverbände, im Druck erschienene Familiengeschichten sowie Stamm- und Ahnentafeln unentbehrlich.

Mehr HIER

© 2009 v. Lueder

Keine Kommentare: